Heimatlos

Erzählungen für die Jugend von Isabella Braun. Mit 2 colorirten Lithographien. (Gesammelte Erzählungen von Isabella Braun. Siebenter Band.)

 

Eßlingen, J. F. Schreiber, o. J.

 

Wenzel

Die Mutter des Halbwaisen Wenzel verdient ihren kargen Lebensunterhalt durch das Sammeln von Bergkräutern. Als sie auf dem Grund des reichen Kugelbachbauern verstirbt, fühlt dieser sich verpflichtet, den Waisenknaben Wenzel zu adoptieren. Zunächst verlebt Wenzel einen glücklichen Sommer auf einer Alm des Kugelbachbauern und schließt dort innige Freundschaft mit der Magd Annei und dem Sennbub Nickel. Größer könnte der Kontrast zum darauffolgenden Winter, den er im Hof des Kugelbachbauern verbringen muss, nicht sein: Der herrische Bauer bereut es, dass er den Waisenknaben aufgenommen hat, der meist auch noch für die Verfehlungen der verwöhnten Söhne des Bauern zu Unrecht zur Rechenschaft gezogen wird. Als die Bäuerin eine Tochter zur Welt bringt, wird der Wenzel zu deren Wärter bestimmt, und geht ganz in der Betreuung der kleinen Rosel auf. Rosel stirbt jedoch an einem Schädel-Hirn-Trauma, als einer der Bauernsöhne sie mit ihrem Kinderstuhl umstößt. Der hierführ mitbeschuldigte Wenzel fühlt sich am Boden zerstört und verlässt den Hof. Er erhält bei einer alten, als Hexe verschrienen Frau Aufnahme und gewinnt allmählich seine Lebensfreude zurück. Doch auch in seinem neuen Zuhause findet er keinen Frieden vor den Bauernsöhnen, die seinen Jugendfreund Nickel fast zu Tode prügeln und eine kleine Eule töten, die Wenzel gezähmt hat.

 

Die Zigeunerkinder

Die Geschwister Miez und Mim werden von ihrem Vater, dem Anführer einer Bande von Obdachlosen, zu fortwährenden Diebstählen angestiftet. Eines Tages hören die Geschwister zufällig auf einem ihrer Raubzüge an einem Fenster der Dorfschule die Ausführungen des Pfarrers zum siebten Gebot. Sie beobachten die gleichaltrigen Schulkinder und sehnen sich zunehmend nach deren geordnetem Familienleben, während sie durch die Indoktrination ihres Vater bisher von den Vorzügen des angeblich freien Lebens in der Zigeunerbande überzeugt waren.

 

Ohne Namen

Agathe erzählt den Dorfkindern ihre Lebensgeschichte: Als Halbwaise wird sie in eine reiche, kinderlose Bauersfamilie aufgenommen. Ihr Vater, der den Tod von Agathes Mutter nicht verkraftet hat, aus seinem bürgerlichen Leben gefallen und zum Landstreicher geworden, wird als vermeintlicher Schmuggler von der Polizei erschossen. Da Agathe von ihrer neuen Familie nach Strich und Faden verwöhnt wird, wird sie zu einem egoistischen und aufsässigen Kind. Aber schließlich wird die Bäuerin unerwartet schwanger, und das leibliche Kind nimmt Agathes Stelle in der Familie ein.