Regenbogen

Erzählungen für die Jugend von Isabella Braun. Mit zwei feinen Farbendruckbildern nach Compositionen von A. Simmler. (Gesammelte Erzählungen von Isabella Braun. Zwölfter Band.)

 

J. F. Schreiber, Eßlingen, o. J.

 

Das Gebet der Mutter

Franz Werner ist ein hochbegabter Schüler, von dem eine glänzende Karriere erwartet wird. Als sein Vater, ein Münchner Messerschmiedemeister, stirbt, tritt er ohne zu Zögern in eine Schmiedelehre und übernimmt das Geschäft des Vaters, um seine Mutter und den kleinen Bruder Hans zu versorgen. Zunächst verlebt die Familie glückliche Jahre, sogar die befürchtete Einberufung als Soldat geht an Franz vorbei. Doch eines Tages trifft er auf einen alten Schulkameraden Alfred. Dieser erinnert Franz an seine einst prognostizierte große Zukunft, die nicht zu seinem Dasein als einfacher Handwerker passen will. Franz ist nach der Begegnung kaum mehr wieder zu erkennen und beschließt, seine Familie zu verlassen.

 

Das blaue Kleid

Die kleine Cölestine erhält ein schönes blaues Kleid für festliche Anlässe geschenkt und ist überglücklich. An ihrer Geburtstagsfeier will sie es auch beim Spielen mit den anderen Kindern unbedingt tragen, um ihre Freundinnen zu beeindrucken. Über das Verbot der Mutter, das Cölestine nicht nachvollziehen will, setzt sie sich durch eine List hinweg.

 

Was eine treue Schwester wert ist

Das Waisenkind Margaret aus Buchheim wird nach dem Tod ihrer Eltern aus Eigennutz von der reichen Hieselbäuerin aufgenommen, ihr Bruder Veit aus aufrichtiger Nächstenliebe vom Ortshirten Rochus. Margaret ist durch ihr freundliches und fleißiges Wesen bei allen beliebt, und erträgt ohne großen Kummer die ungerechten und kränkenden Zurechtweisungen der herrischen Hieselbäuerin und deren fauler Tochter Stasi, die auf das beliebte Mädchen neidisch ist. Als eines Tages ein Hausierer die Uhr des Hieselbauern stiehlt, wird Margaret für den Diebstahl verantwortlich gemacht und aus dem Haus gejagt. Als sie Trost in einer kleinen Kapelle sucht, findet sie dort eine wertvolle Brosche, die eine reiche Dame aus der Stadt, die für die Genesung ihres schwerkranken Kindes gebetet hat, dort verloren hat. Trotz ihrer Armut beschließt sie, die Brosche als ehrliche Finderin der Dame zurück zu bringen. Mit ihrem Bruder Veit macht sie sich zu Fuß in die Stadt auf. Als Margaret nach dem Haus der Dame sucht, kann Veit der Versuchung nicht widerstehen und verkauft die Uhr an einen Pfandleiher. Dieser erkennt das Schmuckstück und lässt die Geschwister von der Polizei verhaften.

 

"Ich hatt' einen Kameraden"

Der ehemalige Dorfschullehrer Jakob wird immer trauriger, da er seine geliebten Schulkinder nicht mehr hat und sich im Ruhestand zunehmend vereinsamt fühlt. Sein einziger Freund Bonifatius, auf Grund seines lustigen Wesens "Pfeifer-Boni" genannt, sammelt daher die Schulkinder um sich und animiert sie, dem alten Lehrer zu seinem siebzigsten Geburtstag eine rührende Überraschung vorzubereiten. Hierbei erzählt er vom Beginn seiner Freundschaft zu dem ungleichen stillen, verschlossenen Jakob.

 

Das alte Preisbuch

In einem Mädcheninternat steht die Abschlussprüfung hervor. Hilda ist traurig, da sie die geliebten Freundinnen und Lehrer verlassen muss. Alle sind überzeugt, dass Hilda, ein freundliches, hochbegabtes Mädchen, bei den Prüfungen brillieren und die ausgelobten Preise davon tragen wird. Tatsächlich schließt Hilda alle Prüfungen mit dem ersten Platz ab. Ihre Freundinnen gönnen der bescheidenen Mitschülerin ohne jeden Neid diesen Erfolg. Ihre Lehrerin gibt ihr in einem Preisbüchlein eine Ermahnung mit auf den Weg: "Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er seine Gnade." Hilda, sowohl ausgestattet mit Schönheit und geistiger Begabung als auch, als Tochter eines reichen Gutsbesitzers, mit finanzieller Sorglosigkeit, scheint in den Jahren nach dem Schulabschluss in ihrem Leben einen Erfolg an den anderen zu reihen. Als ihr schließlich sogar der Landesfürst nach Deklamation eines Festtagsgedichts einen wertvollen Diamantring zukommen lässt, ist vom Charakter des früheren, bescheidenen Mädchens kaum mehr etwas übrig. Den Umgang mit allen ihr früher wichtigen Menschen hat sie aufgegeben. Eines Tages trifft sie auf ihre alte, blinde Amme, die darum bittet, dass ihr Hilda etwas aus dem längst vergessenen Preisbüchlein vorliest.