Jung Erlebtes

Fünf Erzählungen für die Jugend von Isabella Braun. Mit 2 colorirten Lithographien. (Gesammelte Erzählungen von Isabella Braun. Achter Band.)

 

Donauwörth, L. Auer, o. J. (abgeb. 5. Auflage 1914).

 

Das Prinzeßlein

Der kleinen Prinzessin Therese fehlt es an nichts. Im materiellen Überfluss wird sie den meisten Dingen schnell überdrüssig. Als sie in einem Märchenbuch von einer guten Fee liest, die ihm Wald wohnen soll, dringt sie in ihre Eltern, mit ihrer Erzieherin einen Ausflug in den Wald machen zu dürfen. Auch wenn sie dort nicht die erhoffte Fee findet, soll dieser Tag sie für ihr weiteres Leben prägen: Sie erlebt erstmals Hunger und trifft auf ein armes Bauernmädchen, das mit ihr seine gesammelten Erdbeeren teilt.

 

Viel Heimlichkeit

Marie, Lotte und Fanny, genannt das "Kleeblatt", beobachten täglich und neugierig aus dem Fenster ihres Zimmers im Mädcheninternat das Treiben im Hinterhof des Gebäudes. Dort steht ein kleines Haus, das eine Witwe mit ihrem offenbar kranken Sohn und einer alten Magd bewohnt. Die Witwe sehen die Mädchen jeden Abend bis zur Erschöpfung Näharbeiten verrichten. Sie dringen ihn die Ausgeherin des Instituts, die grobe, aber herzensgute Elise, mit der Magd ins Gespräch zu kommen und die Hintergründe der Familienverhältnisse im Hinterhof zu erfahren. Als sie diese erfahren, schämen sie sich für ihre aufdringliche Neugier und beschließen, der Witwe zu helfen.

 

Das Schloßgespenst

In Weißenhorn dient ein altes Fuggerschloss als Witwensitz der alten Gräfin Euphemie. Einer ihrer wenigen Bediensteten ist der Kammerdiener Haas, der mit ihr alt geworden ist. Haas ist felsenfest davon überzeugt, das die gräflichen Ahnen im ehemaligen Billardzimmer als Gespenster umhergehen. Eines Tages kommt der junge Erbgraf Raimund zu Besuch und verdreht als harmlose Neckerei mehrfach das Besteck auf der von Haas eingedeckten Tafel. Haas erschrickt zu Tode und ist überzeugt, dass den jungen Grafen ein baldiger Tod erwartet.

 

An der Landstraße

Der 29. Juni 1865 ist ein wunderschöner Sommertag. Die Geschwister Konstantin, Therese, Georg und Katharina dringen auf ihre Eltern ein, zur Feier des Namenstages des Vaters einen Tagesausflug aufs Land in der Nähe von Bad Reichenhall zu machen. Der Vorschlag wird angenommen, und zwei Freunde der Familie schließen sich spontan an: Doktor Schönjan und Herr von Schwanebach, der während des Tages eine Flasche nach der anderen entkorkt. Während ihres Picknicks hat die Familie zwei kontrastreiche Begegnungen mit einer Zigeunerfamilie, die für die Familie zur Musik aufspielt, sowie mit einem fahrenden Handwerksburschen namens Ernst Otto Fangesthäl, der durch seine Ehrlichkeit und Frömmigkeit beeindruckt.

 

Der Waisenknabe

Der Waisenknabe Joseph wird von der Schustersfamilie Ederer aufgenommen, die sich durch die zusätzlichen Einnahmen aus der Armenkasse einen finanziellen Vorteil erhoffen. Der schüchterne und ängstliche Joseph steckt alle Prügel für die den leiblichen Sohn der Familie, Hannes, ein, der ihm gekonnt die eigenen Missetaten in die Schuhe schiebt. Erst als Joseph den neu zur Welt gekommenen Säugling der Familie betreuen darf, erhält sein Leben etwas Freude.